Der Schwöbel-BLOG am Samstag

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Der erste Monat,
in dem der nächste Frühling
blüht, heißt November
(Haiku)

Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag. Dazu die Deutschen Neunten November: Deutsche Republik: 1918. Scham und Schande: 1938. Großes Glück: 1989. Nicht zu vergessen den 08. November 1939, an dem Georg Elser, der einfache Mann und klare Geist, versuchte, der Geschichte in die Speichen zu greifen. Hohe Achtung vor ihm.

Was ich manchmal immer nie verstehe: Warum heißt es nach der Wahl in Thüringen wieder, die SPD sei einstellig geworden? Sie hat 8,2 % der abgegebenen Stimmen erhalten. Das sind zwei Stellen: 8 und 2. Beides hübsch anzuschauende, rundlich-wohlgenährte Figürchen. Da kann man doch nicht meckern.



Allenfalls kann in der Thüringischen SPD Geschwisterneid aufkommen gegenüber der Sächsischen SPD, die schon am 1. September 2019 beim Limbo-Rock mit 7,7 % die 5%-Hürde fast unterwunden hätte. 7 und 7 - Zeichen, wie zwei Enterhaken. Wieder gelingt Sozialdemokraten „positiv thinking“, wie der Engländer sagt, trefflich ins Deutsche zu sprechen: positiv sinking. Oder wie sie weiland sungen: „Wann wir scheitern Seit an Seit...“.

Na ja, zwischen den Ziffern das Komma, dieses Rotzlöffelchen. Aber wer wird das so eng sehen. Andererseits aufgepasst! Das Komma-Kerlchen ist höchst mobil und könnte demnächst (wie es sich gehört!) weiter nach links rücken: 0,82 und 0,77 – die SPD also dreistellig machen. Ja, die Statistik! Die CDU, heißt es, sei von 33,5% (2014) um 11,7% auf 21,8% (2019) abgefahren. Ach ja, 11,7 sind keine Prozente, sondern „Prozentpunkte“. Tatsächlich ist der CDU ein sattes Drittel ihrer früheren Wähler entschwunden - wie der SPD. Da fragt man sich doch: dürfen die Wähler das überhaupt, sich einfach so vom Acker machen? Und sich dabei auch noch vermehren?

Die Wahl-Ergebnisse machen in den Parteizentralen Mut zum Weiterso nach dem Motto: Wir werden dem Wähler schon zeigen, wie er‘s gemeint hat. Wie sagte schon der Münteferings Franze: „Opposition ist Mist!“ Klaro, weil da kommt’s gar nicht warm raus. Nicht mal hinten. Sie erinnern sich an die tiefe Einsicht Helmut Kohls sel. A. ins Menschliche, allzu Menschliche: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt!“

Seit Jahren stellen sich Vertreter von Parteien, die siegreich verloren haben, an Wahlabenden vor die Kameras und sprechen von einem „bitteren“ Ergebnis. Wenn Sie das Wort „bitter“ zwischen Zunge, Innen-Backen und Gaumen frei migrieren lassen, schmecken Sie, was gemeint ist: nicht die Politiker liegen schief. Nein die haben alles richtig gemacht. Die blöden Wähler kapieren’s einfach nicht. Das ist bitter...

Dafür hat die AfD ihre Wählerschaft mehr als verdoppelt. Jahrelang konzertierte, populistische Dämonisierung dieser Partei durch die anderen Parteien, durch Medien, Kirchen, Fridays-for-Future und NGOs – und dann das! Das ist bitter! Die Wähler der AfD sind die Kontrollgruppe. Sie beweisen definitiv, dass man dem Volk, „dem großen Lümmel“ (Heinrich Heine), – ganz besonders im Osten – nicht über den Weg trauen kann.

"Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?" Die Lösung. Bert Brecht: Buckower Elegien, 1953.

Da wird’s Zeit sich an den lieben Wladimir Iljitsch Uljanow zu erinnern und an Väterchen Josef Dschughaschwili. Die wussten, was von freien, allgemeinen und geheimen Wahlen zu halten ist, und wie man den großen Lümmel auf Linie bringt: „...dann liegt es an uns, dann liegt es an uns, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat!“

Ääh – jetzt bin ich ganz verunsichert, wer diesen schönen Satz wirklich gesagt, respektive gebrüllt, hat. War’s der Wladimir Iljitsch, war‘s Väterchen Josef, genannt der Stählerne, war’s der zwiefache Erich? Oder war’s Paul Josef Goe.? Sie wissen schon, der mit dem kleinen Hut und dem großen Rand.

Oder war’s doch ein ganz Anderer, ein ganz Ähnlicher?

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Der Mörder von Halle, Stephan Balliet, wurde von seinem Vater als einer beschrieben, der die Schuld immer bei „den Anderen“ sucht. Hier trifft sich die Verkommenheit eines Rechtsextremisten mit einem kollektiven Muster, das in Deutschland vorzugsweise am anderen Pol des gesellschaftlichen Wahnsinns gepflegt wird, nämlich links-antifa-stalinoid: Schuld sind immer die Anderen.

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