Freeze?

 

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Foto: Hans-Peter Schwöbel. Elwedritschebrunnen in Neustadt/Weinstraße

Das englische Wort Freeze hat mehrere Bedeutungen wie die meisten Wörter auf der Welt auch. Mich interessiert hier die Bedeutung des Wortes als scharfem Befehl eines Superhelden in einem amerikanischen Thriller. Wenn er „Freeze!“ in einen dunklen Hauseingang peitscht, ist der Böse gut beraten, zu erstarren – einzufrieren. Sonst knallt‘s.


An dieses Grundmuster von (scheinbarer) Allmacht im Umgang mit dem Bösen muss ich denken, wenn es gilt, das Virus zu „besiegen“. Immer wieder höre ich, es müsste mal einen radikalen weltweiten Lockdown von drei Wochen geben, dann wäre das Virus besiegt.

Solch eine Maßnahme würde nicht funktionieren; denn selbst wenn alle acht Milliarden Bewohner der Erde sich für Wochen, (...Monate?) akribisch an alle Coronaregeln halten würden (wer würde sie erlassen, wer kontrollieren?), würde das Virus und seine Geschwister aus dem Reich der Nichtganztoten und Nichtganzlebenden nicht verschwinden. Das Virus und seine Mutanten wären noch da, viele von uns aber nicht mehr. Globale Lockdowns sind wohl das Gegenteil dessen, was uns helfen würde, nämlich zeitlich, räumlich, sozial und funktional differenzierte Maßnahmen, die den Geboten von Demokratie, Rechtsstaat, Verhältnismäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Wissenschaftlichkeit gehorchen. Sehr schwierig, aber wohl unvermeidlich.

Unverdrossen schwelgen wir in Kriegsrethorik, die falsche Entscheidungen geradezu heraufbeschwört. Das Virus besiegen! Dabei ist das Virus kein Feind. Es ist auch keine Strafe Gottes oder Rache der Natur. Einen Gott, der sich sein Ewiges Leben selbst versaut, indem er dauernd seine unbraven Kinder straft, gibt es nicht. Versprochen! Mit Kurt Guss erkennen wir ein Geistesgespinst als Aberglauben, das sich vor einem real existierenden, strafenden Gott fürchtet. (Siehe: Kurt Guss: Wo ist Gott? Essay über den Religiösen Konkretismus. Verlag der Ostwestfalen-Akademie.) www.Ostwestfalen-Akademie.de

Auch eine Natur, die sich am Menschen rächt, gibt es nicht. Versprochen! Die Natur schlägt nicht zurück. Sie ist einfach da und wirkt nach naturgesetzlich beschreibbaren Wahrscheinlichkeiten. Wohl beeinflussen wir die Natur. Jedoch nicht im Sinne von „Freeze!“ Weder können wir den Klimawandel „stoppen“, noch den Anstieg des Meeresspiegels, noch den Schwund der Artenvielfalt. Auch Viren können wir nicht einfach aus der Welt schaffen. Wir können die Pandemie auch nicht wegimpfen – freeze, covid, freeze...!

Gefühlte Ohnmacht kippt in Allmachtsphantasien, die Fesseln aus Demokratie, Rechtsstaat und Wissenschaft sprengen wollen. Haben wir bisher auch nur leise Ahnungen, was langfristige Risiken der extrem rasch entwickelten Impfstoffe angehen könnte? Selbst die akuten Wirkungen sind teilweise noch unerforscht. Unter dem Vorwand, keine Neiddebatte aufkommen zu lassen, wird Angst und Impf-Neid geschürt.

Und ich sehe die Hühner picken.

Man könnte das Ganze auch als politisch-mediales Gesamtkunstwerk sehen, wenn es gelingt, "die Menschen da draußen im Lande..." zu erregen undgleichzeitig zu sedieren (siehe Foto im oben).

Viren existieren. Wir müssen immer wieder lernen, mit ihnen umzugehen. Wie mit Legionen von Bakterien, Pilzen und anderen Wesen, die uns das Leben schwermachen und es gleichermaßen ermöglichen.

Rechtsstaat, Demokratie und Wissenschaft dürfen gerade in der Krise keine letzte Instanz akzeptieren, die die Suche nach der Wahrheit mit einem Basta! beendet. „Letzte Instanz“ ist der unaufhörliche kritische Diskurs. Wo der unterbunden und untergraben wird, oder unangepasste Denker, Kritiker, Widersprecher und Analytiker ausgeschlossen werden, wie es in den USA, Europa und Deutschland längst geschieht, leiden Wahrheit, Demokratie und Humanum. Und unser Vermögen, Probleme zu lösen.

Alexander Kissler hat recht, wenn er twittert: „Die Verbotskultur ist die einzige Kultur, die auch im Lockdown wächst und gedeiht.“

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 30. Januar 2021

Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit

Buchvorstellung

Bibliografie von Hans-Peter Schwöbel
Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit
Essays und Plädoyers 1
2. Auflage. Borgentreich 2021. 160 Seiten, gebunden, Fotos, Lesebändchen. 25,- €

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Fluchtkulturen

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Fluchtkulturen
Essays und Plädoyers 2
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