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Fotos: Hans-Peter Schwöbel
Kompetent-Gucken
Nicht nur in der Politik, aber dort besonders, haben Karrieristen gelernt, sich Gestik, Mimik und Stimmführung anzueignen, mit deren Hilfe sie den Anschein von Kompetenz erwecken können.
Karriere-Scouts empfehlen: „Hüten Sie sich davor, praktische oder wissenschaftliche Fähigkeiten zu erwerben und auszubauen! Wer etwas gut kann, endet als Wasserträger derer, die sich gar nicht damit aufhalten, etwas können zu sollen, während sie nur etwas werden wollen. Wenn Sie Karriere machen wollen, müssen Sie ein Gesicht machen, das kompetent wirkt! Sie müssen lernen, kompetent zu gucken. Und ihr Sprechen wie Ihr Schweigen kompetent klingen zu lassen! Nichts und niemand wird Sie auf Ihrem Weg nach oben aufhalten können!“
Begeisternd die Kompetenzmaske „Annalena“. Sie schaut, als verstünde sie, was sie da sagt, als tauche sie gerade aus langen Studien zu den Sätzen auf, die ihr vor fünf Minuten hinter den Kulissen zugereicht wurden. Wie sie selbst sagt, kommt sie aus dem Völkerrecht und nicht vom Kühemelken und Schweinefüttern. Forsch und fast vöhlerfrei, sagt sie ihre Texte auf, die Augen klar, die Stimme knallend, wie bei „Lidl lohnt sich!!!“ Von Putin fordert sie eine 360-Grad-Wende. Der rotiert seither im Kreml und hat das 360-Grad-Ziel bereits tausend Male überschritten.
„Ricarda“ ist als Ganzkörper-Maske eine Sonderanfertigung mit den Maßen h = b = t. Der Maskenbildner hat sie als Hommage an den Kubismus erschaffen. Die Maske wird gerne ärmellos getragen, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, „die Ärmel aufzukrempeln“ und um ihren Fans eine große Projektionsfläche zu bieten. Inklusiv halt.
Ebenso überzeugend Maske „Robert“. Schon visuell vermag sie zu schnurren wie ein zufriedener Kater und philoschofel zu grübeln. Bei einer Maske, die öffentlich zu denken scheint, wird weniger gefragt, ob auch Sinn macht, was sie da in die Kamera schnurrt. Die Maske verschafft Zeit, bis die Wähler ihre machtpolitischen Großversuche, Vettern-, Machen- und Maskenschaften vergessen haben; denn viele haben ein gutes Gedächtnis: sie vergessen rasch. Das sind die Guten.
Folgendes Bekenntnis der Maske „Robert“ setzt ihrer Politik die Krone auf, bzw. ihren Hintern aufs Töpfchen: „Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, also wie heizen wir in Zukunft, war ja auch ehrlicherweise ein Test, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Klimaschutz - wenn er konkret wird - zu tragen... Ich bin zu weit gegangen.“ Vorbildlich zeigt Maske „Robert“, wie man sich entschuldigt, indem man andere beschuldigt: „...die Gesellschaft“ zieht nicht mit - wenn es darauf ankommt. Tucholsky hätte noch vom „Volk gesprochen, dem großen Lümmel...“. Als es das Volk noch geben durfte.
Ein besonderer Fall ist Maske „Saskia“ - bekennende Antifa wie ihre Comrade-in-Arms-Maske „Nancy“. Die Auftraggeberin hatte bei einem Maskenbildner die beliebte Variante „Intelligent-Gucken“ bestellt. Der nahm den Auftrag an, nicht ahnend, worauf er sich da einlässt. Selbst mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) wollte die Maske nicht gelingen. Mehrere Großrechner sollen bei diesem Projekt abgerauscht sein.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 01. Juni 2024