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Foto: Hans-Peter Schwöbel
23. Mai 2024: 75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
Bin ich stolz, Deutscher zu sein? Ja.
Dieses Volk hat nach Nazi-Barbarei und Krieg und der späteren Überwindung des ebenfalls verbrecherischen Stalinismus Wunderbares vollbracht. Als Kind und Künder der Aufklärung, zu der auch wir Deutsche wesentliche Beiträge liefern, darf ich mich darüber freuen und stolz darauf sein. Als einer, der (wie viele andere) dazu beitrug und beiträgt, eine andere Kultur zu schaffen, als jene die nach Auschwitz führte und in den Archipel GULAG, darf ich das. Als einer, der sein Land liebt, ohne andere Länder gering zu achten, darf ich das. Als einer, der weiß, dass Selbstachtung Voraussetzung für die Achtung vor Anderen ist, darf ich das.
Selbsthass und Hass auf Andere sind Zwillinge. Der (nicht erst) seit dem 07. Oktober 2023 besonders im Westen hochkochende Judenhass, Deutschenhass, Hass auf Aufklärung und Abendland sind böse Belege, für das, was ich meine. Sie sind überwiegend linksextrem und islamistisch motiviert.
1945 ff.
Einem schuldbeladenen Volk in einem zerstörten Land gelingen in wenigen Jahrzehnten Leistungen von Weltgeltung. Kaum war der größte Schutt weggeräumt, wird eine Verfassung geschaffen, die nicht so heißt, aber von Deutschen verfasst wird und hilft, uns neu zu verfassen. Die westlichen (!) Alliierten stellen den notwendigen macht- und kulturpolitischen Rahmen. Das ändert aber nichts daran, dass deutsche Frauen und Männer diese Charta schaffen und dabei auf deutsche und europäische Traditionen zurückgreifen können. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ist ein Segen und gehört für mich zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Es ist ein Grundlagenvertrag der Aufklärung.
Nach 1945 haben sich innerhalb von knapp zwanzig Jahren vor allem in Westdeutschland ca. 15 Millionen Deutsche integriert und wurden integriert: Am Ende des Zweiten Weltkrieges geflüchtete und vertriebene Ostpreußen, Pommern, Schlesier, Sudentendeutsche. Auf die Wiedererlangung verlorener Gebiete wird um des Friedens in Europa und der Welt willen verzichtet.
Danach kamen Millionen von Menschen aus Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Nordafrika, dem Balkan zu uns - um nur die Wichtigsten zu nennen. Mir fällt kein Land ein, dem, bezogen auf die entsprechende Bevölkerungszahl, ein so umfassender und langwährender Integrationsprozess gelungen wäre.
Nicht die Sehnsucht nach Deutschland hat die Menschen zu uns gebracht. Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, Perspektivlosigkeit und oft auch politische Drangsal in ihren Heimatländern führten sie in ein freies, demokratisches und rechtsstaatliches Land, dessen Wirtschaft brummte. Sie kamen und blieben. Wir taten und tuen einander gut.
Auch und gerade die Wiedervereinigung zeigt die besondere kulturelle und integrierende Kraft dieses Volkes. Aber: Es ist kein Zufall, dass unter der Ägide einer in der DDR sozialisierten Machtpolitikerin im Bündnis mit Alt-Achtundsechzigern und deren Enkeln die Treue zum Grundgesetz erodiert und gewünschte und geachtete Einwanderung durch illegale Masseneinwanderung zerstört wird, die das Land spaltet und am Wohlwollen der Menschen und an der Inneren Sicherheit schweren Schaden anrichtet. Unaufhörlich. Kern der migrationspolitischen Krise, der coronapolitischen, wie auch der klima- und energiepolitischen, sowie anderer Großkrisen ist die Verachtung des Geistes und des Wortes unseres Grundgesetzes durch kleine, mächtige Eliten.
Offenkundige Bildungsmängel dieser Eliten sind Basis ihres Dünkels geistiger Überlegenheit. In ihrer Selbstgewissheit und ihrem Mangel an Demut halten sie die Vorstellung nicht aus, Macht auch wieder abzugeben. Im regelkonformen, gewaltfreien Austausch der Regierenden durch andere, die ihnen im freien Wettbewerb entgegentreten, sieht der Freiheitsphilosoph und Kantianer Karl Popper den großen Vorzug demokratischer Systeme.
2024 ist ein großes Jahr. Am 22. April feiern wir dem 300. Geburtstag von Immanuel Kant. Am 23. Mai den 75. Geburtstag unseres Grundgesetzes. Die Aufklärung bleibt gültig und wirkt weiter. Unser Grundgesetz bleibt gültig und wirkt weiter. Diese Gaben und Begabungen sollten wir feiern – feiern, indem wir die Aufklärung und unsere Grundrechte weiterleben.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 25. Mai 2024