Jetzt als Podcast anhören:
Foto: Hans-Peter Schwöbel
Paradigmenwechsel
Demokratie als Wertesystem
Demokratie ist mehr als alles andere ein Wertesystem. Im Zentrum steht die Achtung vor der Würde des Menschen. Über diesem zentralen Wert wölben sich Demokratie und Rechtsstaat. Beide sind tief integriert. Wer den Rechtsstaat beschädigt, schadet auch der Demokratie. Und umgekehrt.
In einer Kultur, in der ein Mann biologisch nicht einfach ein Mann und eine Frau biologisch nicht einfach eine Frau ist, vielmehr von männlich, weiblich oder divers „gelesenen“ Personen die Rede ist, ist es eine der einfachsten Übungen, Andersdenkende als Nazis zu „lesen“. Seit Jahren haben sich politisch-moralische Machtmuster ausgebildet, die für sich das Recht in Anspruch nehmen, bestimmte Menschen und Meinungen kommunikativer Lynchjustiz auszuliefern. Sie „zu keulen“, wie Jan Böhmermann empfiehlt. Oder ihnen von Hühnern die Augen aushacken zu lassen, wie es eine mutige Demonstrantin auf der Demonstration am 27. Januar 2024 in Mannheim auf einem Schild verkündete.
Die mit List und Tücke hysterisierten und instrumentalisierten Massendemonstrationen gegen rrächts strotzen vor Hass, Hetze und Menschenverachtung. Die guten Braven und die braven Guten treten die Würde Anderer mit Füßen, wie ich es bis vor wenigen Jahren in Deutschland nicht für möglich gehalten hätte. Wir erleben wahre Wettbewerbe im Verächtlichmachen Andersdenkender.
Der Wunsch Menschen zu demütigen, ist der Kern faschistischer und kommunistischer Persönlichkeitsdeformationen.
Würde
Der erste Satz im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Kein Problem für die brüllenden Verteidiger der Demokratie. Menschen werden einfach entmenscht. Dann passt es wieder. Paradigmenwechsel.
Eine Möglichkeit, absehbare Wahlniederlagen zu verhindern wäre, seine eigene, längst an der Realität gescheiterte Politik zu ändern. Das wäre der schwierige, aber demokratische Weg. Die andere Möglichkeit ist, das mögliche Andere so mit Verwünschungen, Verleumdungen und Drohungen zu belegen, dass keiner mehr wagt, an die Wahl dieser Anderen auch nur zu denken.
Wird fortgesetzt.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 27. April 2024