Der Schwöbel-BLOG am Samstag

Massen-Dämonstrationen

 

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Wurm

Foto: Hans-Peter Schwöbel

Immanuel Kant: Wer sich aber zum Wurm macht, kann nachher nicht klagen, dass er mit Füßen getreten wird.

Mich wundert nicht, dass dies eines der weniger bekannten Zitate des großen Aufklärers ist. Gerade ein Wurm lässt sich nicht gerne den Spiegel vorhalten – wenn Sie mir diese Stilblüte gestatten. Der Blick in den Spiegel würde ihn wurmen.

Kant ist manchmal umständlich, aber immer genau. Er sagt nicht „...darf nachher nicht klagen...“, sondern „...kann nachher nicht klagen, dass er mit Füßen getreten wird.“ So ist es. Er kann nicht, was immer er auch können wollen dürfen sollen müsste.  

Lach- und Schreikrampf

Die Botschaft der dämonkratischen Massenaufmärsche ist nicht werbend, einladend, etwa nach dem Motto: „Kommt! Kommt zu uns! Wir haben die besseren Ideen, die besseren Leute, die besseren Lösungen! Wir machen die bessere Politik!“ Diese Parolen wären ganz ungeeignet, weil dabei selbst hartgesottene Anhänger des rechten, also linken Weges einem selbstverschuldeten Lach- und Schreikrampf zum Opfer fallen würden.

Nein, im Kampf gegen rächts muss die Angst vor Teufeln entfacht werden, die professionelle Dämongraven an die Wand malen. Das „Recherchenetzwerk CORREKTIV“ ist ein solches steuerfinanziertes Profisorium (!). Inzwischen haben diese Leute fast alles gelöscht, was sie in Potsdam gerne hätten belauscht haben wollen. Ihre Professionalität erweist sich auch darin, im Voraus zu wissen, dass ihre späteren Zurücknahmen keine mäßigende Wirkung auf die Dämonstrationen ausüben würden. Diese haben Eigendynamik gewonnen und können mit geringem Aufwand am Kochen gehalten werden. 

Auch die Tatsache, dass zwischen dem Ereignis in Potsdam und der alarmierenden Berichterstattung acht Wochen vergingen, hat bei den zu Empörenden keinerlei Fragen ausgelöst. Gute Menschen sind ängstlich aber tiefenentspannt und können sich kritische Fragen an ihre Strippenzieher gar nicht vorstellen.

Auf die Knie!

Professionelle Desinformation achtet sehr darauf, erfolgreich Beschämte und Niedergeschlagene auf keinen Fall selbst zu Wort kommen zu lassen. Sonst könnten statt der Teufel sich Menschen mitteilen, die den Fratzen an der Wand gar nicht ähnlichsehen. Dies könnte die mutigen Guten und die guten Mutigen in Selbstzweifel stürzen, etwas, was man in den Sozialwissenschaften kognitive Dissonanz nennt. Das darf auf keinen Fall passieren. Sonst wäre alles Dämonisieren für die Katz.

Folgerichtig lautet die Botschaft der Massenaufstände: „Auf die Knie! Auf die Knie, alle die Ihr nicht für uns seid!“ Der „Feind“ wird so gedemütigt und beschämt, dass kein Hund mehr ein Stück Brot von ihm nimmt. Wo doch, wird der Hund wegen Kontaktschuld in Haft genommen.

 

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 17. Februar 2024

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Michael Kochendörfer, Journalist

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