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Foto: Hans-Peter Schwöbel
Nichts ist klimaneutral
Was immer wir tun und unterlassen, wirkt aufs Klima. Nicht nur wenn Rinder atmen, fressen, sich entleeren, ihre Körperwärme abstrahlen, rülpsen und furzen beeinflusst dies das Klima, sondern auch, wenn wir das Nämliche tun. Wenn vielleicht auch nicht im gleichen Ausmaß, wie bei Wiederkäuern. Und wir blasen viel mehr als dieses kreatürliche Grundrauschen in die Welt, in die Atmosphäre, ins Klima.
Bevölkerungswachstum
Innerhalb des Lebensalters eines Menschen von 70 Jahren wurde die Weltbevölkerung von 2,5 Milliarden (1950) auf 8 Milliarden (2020) mehr als verdreifacht. Das frisst, säuft, entleert sich, stößt CO2 aus, gibt aufgenommene Energie als Wärme, Lärm und Getöse ab, reist, transportiert, hält Hunde und Katzen, Kühe und Schafe, Meerschweinchen und mehr Schweinchen, macht Gescheites, macht Dummes, inhaliert, emittiert...
Die Vorstellung ist wenig plausibel, dies alles könne ohne Wirkung auf das Klima, auf die Klimata sein. Gleichzeitig wird sichtbar, wie komplex klimapolitische Achtsamkeiten und Interventionen sein müssen. „Klimaneutral“ ist eine untaugliche Metapher, die verantwortungslose, eindimensionale Maßnahmen geradezu herbeizwingt.
Bevölkerungswachstum beruht auf enorm gestiegenen Lebenserwartungen überall auf der Welt und auf drastisch sinkender Kindersterblichkeit bei weiterhin hohen Geburtenraten im sogenannten globalen Süden. Bestimmte Kulturen reagieren auf diese segensreiche Entwicklungen nicht mit Familienplanung, wie es vernünftig wäre. Im Gegenteil: Politische und religiöse Führer stacheln die Reproduktion an, wohl wissend, dass sie den Massen auf keinen Fall ausreichend Arbeit, Brot, Bildung und Perspektiven bieten können. Vor allem männlicher Nachwuchs ist in diesen Ländern für den Export bestimmt. Seit Jahrzehnten. Sie sollen zur Stelle sein, wenn es darum geht, das Fell des Bären, respektive die Felle der Schafsbürger hierzulande zu verteilen.
Der gewaltige Lebensgewinn, den wir seit Jahrzehnten wahrnehmen dürfen, ist Folge von Produktivitätswachstum und Handelsfortschritten, besserer Medizin und Ernährung. Diese Fortschritte danken wir weitgehend der Europäischen Zivilisation und jenen Kulturen, die sich die wissenschaftlich-technischen Errungenschaften der Europäer / Amerikaner angeeignet haben. Wenn von kultureller Aneignung in großem Maßstab zu reden ist, dann hier.
Den Essay Nonsens-Wort klimaneutral werde ich fortsetzen.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 26. August 2023