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Ausgewogenheit?
„Ausgewogenheit“ ist eine komplexe und auch etwas irrlichternde Kategorie, die nicht zum unendlichen Balanceakt führen darf. Auf der wissenschaftlichen Suche nach Wahrheit steht sie nicht im Mittelpunkt. Bezogen auf einen einzelnen Autor, eine Wissenschaft oder ein Medium kann Ausgewogenheit etwas sein, was man findet (oder auch nicht), wenn man sich größere Teile eines Werkes anschaut. Ausgewogenheit in Politik, Glaube, Medien und Wissenschaft könnte am Ehesten durch die Einbeziehung kritischer Geister gelingen. Daran fehlt es in diesen Tagen gewaltig.
Lauterbach ist dreist genug, offenkundige Fehlentscheidungen seiner Corona-Politik mit „damals schlechter wissenschaftlicher Beratung“ zu erklären. Als habe er nicht selbst diese Beratung favorisiert und gegen alle Bedenken klarsichtiger Wissenschaftler durchgesetzt. Die bizarre Persönlichkeit Lauterbachs erweist sich geradezu als eine Ressource: Narrenfreiheit als Basis von Machtentfaltung. Dass die Corona-Politik von Bundeskanzlerin Merkel und ihrem Gesundheitsminister Spahn keinen Deut besser war, entlastet niemanden.
Frau Merkel stand damals und steht heute noch unter dem Schutz des medial erzeugten Imago „Mutti“, kunstvoll verquickt mit der Vorstellung einer extrem rational handelnden Person. Schließlich ist sie Physikerin. Rationaler geht’s nicht... Es scheint, als könne sie den Rest ihrer Tage damit zubringen, mit Ehrungen überhäuft zu werden: Populismus.
Geistliches Wort?
Ich kann, darf und muss klar beschreiben und gelegentlich scharf kommentieren und urteilen. Eine schier unerschöpfliche exemplarische Fundgrube für politisch-medial-religiösen Populismus ist das „Geistliche Wort“, sowohl in Zeitungen als auch in verschiedenen Rundfunk und TV-Sendungen. Ich schaue und höre mir diese Besinnungsaufsätze an, so oft ich kann. In der Regel bieten sie Anschauung für einen Geistes- und Milieuzustand, den ich populistisch nenne: Allen wohl und niemand weh. Friede, Freude, Eierkuchen. Gemeinsam-zusammen-miteinander... Wie könnte die Welt doch so gut sein... Dilettantische Psycho- und Sozialberatung.
Kann Kritik nicht missbraucht werden?
Wer oder was schützt den Kritisierten vor schäbigem, verleumderischem Missbrauch von „Kritik“? Nicht Macht und Position, sondern Achtung und statusunabhängige Höflichkeit. Ich habe mein Leben lang allen Menschen die gleiche freundliche Achtung entgegengebracht, Frauen wie Männern, Geistesgrößen und bescheidenen Geistern, Alten wie Jungen und ganz jungen.
Auch kleinen Kindern begegne ich mit der selben Achtung wie Erwachsenen. Ich zeige keinerlei Herablassung, auch nicht die von der tüttelnden Art. Kinder spüren das und reagieren selbst mit Achtung und Wertschätzung. Mehr braucht es nicht. All das Gendergetöse und die massenhafte Inanspruchnahme von Opfer-Status aller Couleur wirken anti-emanzipatorisch, streben nach Macht und vergeuden Unmengen an Energie, Druckerschwärze und Papier und belasten die Luft mit CO2 und Feinstaub: Populismus.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 01. Juli 2023