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Die Würde des Menschen speist sich nicht aus seiner Kraft sondern aus seiner Verletzlichkeit. Dies scheint mir die wichtigste Botschaft von Krippe und Kreuz: Gott ist nicht allmächtig, sondern zutiefst verletzlich - heilig. Vielleicht erfüllt sich in dieser Eigenschaft unsere Ebenbildlichkeit zu Gott.
Diese Krippe steht in der evangelischen Kirche in Zotzenbach. Sie wurde von dem polnischen Bildhauer Kazimierz Kowalczyk geschaffen und umfasst noch viele weitere Figuren. Sehenswert.
Susanna und ich haben zwei Hirten und eine Hirtin finanziert.
Ich lese in den Erzählungen um den Jesus von Nazareth einen tiefen Paradigmenwechsel in den Gottesvorstellungen, den wir bis zum heutigen Tage nicht wirklich nachvollzogen haben: Die Überwindung der Vorstellung von Gott als Allmacht hin zur Idee von Gott als Inbegriff umfassender Verletzlichkeit. Der Bub in der Krippe, also Gott im Stroh, kann nicht uns, wir müssen ihn beschützen. Der Leidensmann am Kreuz zeigt dies noch bewegender.
Alle Fotos: Hans-Peter Schwöbel
Das Lebendige unterscheidet sich vom Toten durch seine Verletzlichkeit. Die Einsicht in diese zentrale Qualität alles Lebendigen ist einer der wichtigsten Antriebe für unablässige Menschwerdung im Sinne emanzipatorischer Persönlichkeitsentwicklung und Zivilisation.
Siehe auch: Deus vulnerabilis – Gott ist verletzlich! In Hans-Peter Schwöbel: Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit. Essays und Plädoyers 1.
2. Auflage. Borgentreich 2021. Seite 127.
Von Herzen wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben einen heiligen Abend und gesegnete Weihnachtstage.
Hans-Peter Schwöbel und Susanna Martinez
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 24. Dezember 2022