Der Schwöbel-BLOG am Samstag

Das Vermögen, Qualität zu beurteilen 2

 

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Rosenkäfer im Herzen der Rose
Foto: Hans-Peter Schwöbel

Wenn die Front-Seiten der Zeitungen
tagelang, wochenlang, monatelang von
EINEM Thema beherrscht werden,
empfielt sich, die Rückseiten
gründlicher zu lesen. (1)



Diesem Text sieht man an, dass er nicht neu ist. Ich habe ihn vor 40 Jahren geschrieben. Wenn man die turbulenten neuen Medien miteinbezieht, erweist er sich heute noch als wahr. Täglich wird er aber besonders von den Folgsam Framenden Medien (FFM), den Leid-Medien bestätigt.

Kritik als Führungsressource

Man mag sagen: Auch in Wissenschaft und Gesellschaft kann nicht endlos diskutiert, es muss auch entschieden werden – was wahr sei, was gelten soll. Auch Demokratie braucht Führung. Damit bin ich sehr einverstanden. Demokratie und Wissenschaft brauchen und ermöglichen in besonderer Weise Führung durch Kritik. Weil Führung eben nicht nur von oben nach unten verläuft, sondern, mindestens genauso wichtig, von unten nach oben, horizontal, im Wechsel, in Makro- und Mikrostrukturen (verlaufen sollte).

Kritik gehört in Demokratie und Wissenschaft zu den Führungsressourcen par excellence. Wer Kritik unterbindet, schwächt Demokratie, Wissenschaft und Alltags-Resilienz einer Gesellschaft.

Kritik unterdrücken, ist die wichtigste Führungsressource in autokratischen und totalitären Staaten, Strukturen, Milieus und Prozessen.

Genau hier zeigt sich die Qualität einer politischen Kultur und ihrer Protagonisten. Die entsprechenden Entwicklungen in Deutschland (und anderen Ländern) verlaufen seit vielen Jahren Besorgnis erregend – nicht erst seit Corona und keineswegs beschränkt auf dieses Thema. In Teilen der „Freien Welt“ haben sich intolerante und aggressive Main-Streams ausgebildet, die der Demokratie Schaden zufügen. Gerade in linken Milieus hört und sieht man immer wieder die gleichermaßen triumphale wie angstbesetzte Selbstbeschwörung: „Wir sind mehr!“ Das kennen wir schon aus Molières Komödie ‚Schule der Ehemänner‘: „Stets sollte man sich der größeren Zahl anpassen, und niemals sich auffällig sehen lassen.“

Auch wenn eine Entscheidung mit 99% Mehrheit getroffen wurde, muss sie weiter kritisiert werden dürfen. Nicht jede Entscheidung kann und muss endlos offengehalten werden, die Debatte darüber aber sehr wohl. Wo unliebsame Stimmen ausgeschaltet werden, geht es nicht um Wahrheit, sondern um Macht und Machtmissbrauch.

Ich habe mein Leben lang geglaubt, dass es das Strafecht sei, das im demokratischen Rechtsstaat der Meinungsfreiheit Grenzen setzt. Davon sind wir inzwischen weit entfernt. Justitia wird zunehmend politisch instrumentalisiert, rechtsstaatliche Prozesse vom wütenden Pranger abgelöst. Längst überwunden geglaubte „Delikte“, wie Gesinnungs-Schuld und Kontakt-Schuld breiten sich epidemisch aus. Unbescholtene Personen werden kommunikativer Lynchjustiz ausgeliefert.

Was diese Vorgänge angeht, kommt die Mahnung „Wehret den Anfängen!“ längst zu spät. Umso mehr sind wir aufgefordert, den Bevormundungs-Aktivisten entgegenzutreten.

(1) Hans-Peter Schwöbel: Wir Individualisten / Salz. Gedichte und Aphorismen. Mannheim 1996. Seite 96.

 

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 16. April 2022

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