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Foto. Hans-Peter Schwöbel
Zwischendurch mal kalt – auch dies gehört zum Frühling. Sobald die Temperaturen wieder anziehen, widmen wir uns unserem Garten umso lieber. Meine Empfehlung für einen Garten, an dem Sie nicht nur Freude haben, sondern auch Vögeln und Insekten Lebensraum bieten: Exakt getrimmter Rasen – so wenig wie möglich.
Entgegen anderslautenden Gerüchten gilt: wenig macht so viel Arbeit und stiftet so wenig Nutzen wie Rasen. Er ist ökologisch steril, wird aber in dieser Hinsicht noch von den „Gärten des Grauens“ übertroffen, wo Menschen für viel Geld Edelschotter auflegen oder das bisschen Land ums Haus ganz versiegeln. Das schadet dem Kleinklima - und damit auch dem großen. Es schadet der Umwelt und den Menschen, den Pflanzen und den Tieren. Es gibt Leute, die ihren „Garten“ regelmäßig mit dem Staubsauger „pflegen“. Dahinter steckt ein bizarres, unreinliches Reinlichkeitsverständnis, dem konsequent Pflanzen, Tiere und die Stille geopfert werden. Mit dem Staubsauger in den Garten – auf diese Idee käme ich nicht. Dafür fehlt mir ein Mangel an Intelligenz.
Deshalb: so viel wie möglich Stauden, Sträucher, Kräuter und blühende Bäume. Hoch lebe die Bienenweide! Bienen, Hummeln, Spinnen, Schmetterlinge und Käfer sollten in unseren Gärten Unterschlupf finden und sich laben und vermehren können. Meine Insektenhotels werden von vielen Wildbienen und anderen Engeln des Lichts besucht und belegt. Ihr Summen ist pure Musik. Stundenlang kann man den emsigen Gesellen zuschauen und zuhören.
Blumen, Blüten und Kräuter bereichern Küche und Sprache. Machen Sie mit ihren Kindern und Enkeln Entdeckungsreisen durch die Welt der Bienenweiden. Das Internet kann Ihnen gute Dienste leisten, wenn Sie sich informieren wollen. Aber danach weg vom Bildschirm. Lernen Sie die Wörter und Bilder auswendig. Nicht alle auf einmal. Wie wär’s mit drei pro Tag? Oder fünf?
Erleben Sie den Wort- und Klangreichtum am Beispiel des Wiesenbärenklau. Er heißt auch: Wiesen-Rhabarber, Bärenfuß, Bärentatze, Wolfsklau, Bärlapp, Emdstängel, Kuhlatsch, Ochsenzunge. Diese Wörter sind wie geschaffen, für gemeinsame Lautierungs-, Gesangs- und Hörübungen. Vom Kleinkindalter an erleben Kinder und Jugendliche immer wieder Phasen lustvollen Imitierens, Fabulierens und Ausprobierens. Eine Sünde, diese kostbaren Geschenke Gottes nicht zu nutzen, um Wortglöckchen im eigenen Herz und dem der Kinder läuten zu lassen.
Lassen Sie uns diese wunderbaren Wörter flüstern, lachen und singen: Bergeisenhut, Roter Günsel, Marok-Kamille, Balkanwindröschen, Anemone, Rotes Katzenpfötchen, Gänsekresse, Alpenaster, Bergsteinkraut, Große Sterndolde, Blaukissen, Geißbart, Bergenie, Silberdistel, Bartblume, Riesensteinbrech, Goldmargerite, Steinquendel, Zwergglockenblume, Rote Flockenblume...
Dies ist nur ein kleiner Anfang. Demnächst kommt noch mehr Klang- und Augenlust in meinem Der Schwöbel-BLOG am Samstag.
Hirnforscher sagen uns, dass ein Kind Klänge und Rhythmen aufnimmt und sich von ihnen prägen lässt, lange bevor es sprechen kann. Seine künftigen Geistesgaben profitieren sehr davon. Besonders, wenn man immer wieder gemeinsam hinabsteigt in den Brunnen wohlklingender Namen.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 10. April 2021