Der Schwöbel-BLOG am Samstag

bipolar?

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Seit Jahrzehnten fließen erhebliche Summen aus dem Norden (Westen) in den globalen Süden unter der Überschrift „Hilfe zur Selbsthilfe“. Von Deutschland geht Entwicklungs-Hilfe nicht nur vom Bund aus. Auch Bundesländer pflegen eigene Entwicklungsbeziehungen. Darüber hinaus gibt es eine unüberschaubare Fülle kommunaler, kirchlicher und zivilgesellschaftlicher Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien und Latein-Amerika.

Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate sagt in einem FOCUS-online-Interview (18.08.2020):

„Ich bin überzeugt: Die eigentliche Völkerwanderung aus dem afrikanischen Kontinent steht Europa noch bevor... Europa muss endlich Schluss machen mit der fatalen Appeasement-Politik gegenüber Afrikas Potentaten. Die politischen Eliten in den meisten Ländern Afrikas profitieren vom Status quo. Sie sind an Veränderungen nicht interessiert. Das Wohl ihrer Landsleute ist ihnen gleichgültig.“ Eindringlich fordert Asserate die Europäer auf, die Hilfe direkt an die Menschen zu richten, vor allem an Frauen. Sie seien der Schlüssel zu gelingender Entwicklung.

Wohl wahr! Nur, das geschieht längst. Entwicklungs-Hilfe richtet sich seit Jahrzehnten an Basisstrukturen und funktioniert oft passabel. Als Hilfe. Aber wie sieht es mit der Selbst-Hilfe aus? Wird sie durch notorische Hilfe von außen nicht gelähmt? Bräuchte es nicht zuerst und vor allem Selbst-Hilfe vor Ort, auch auf nationaler Ebene, der die Hilfe von außen dann unter die Arme greifen könnte? Und: Wie sollen korrupte Machthaber und ebensolche soziale Tiefenstrukturen in Afrika von außen (!) überwunden werden? Wie soll nachhaltige, emanzipatorische Selbst-Hilfe jenseits lokaler und regionaler Projekte auf nationaler Ebene und darüber hinaus aufkommen? In etlichen Ländern, besonders Afrikas, erleben wir nicht nur failed states (gescheiterte Staaten), sondern viel umfassender failed cultures – Kulturen, die vor allem an sich selbst scheitern.

So lange „Gute Menschen“ im Westen nicht die Wahrheit suchen, sondern die Durchsetzung „politischer Korrektheit“, oft prall gefüllt mit Unwissen; solange jede rationale Wahrnehmung und kritische Analyse der Zustände und Prozesse in den Ländern der „Dritten Welt“ unter Tabu gestellt werden, können emanzipatorische Entwicklungen nicht gelingen. In Europa muss das eitle Gutmenschen-Narrativ „armer aber guter Süden - reicher aber böser Norden“ durch realistische Informationen und kritische Analyse überwunden werden. Wer einer Seite (dem Norden) die ganze Verantwortung zuweist und die andere Seite (den Süden) ganz davon freispricht, handelt rassistisch in beide Richtungen. Kann man Menschen mehr entmündigen, als sie von aller Verantwortung für sich selbst zu entbinden? Bei bipolaren Weltbildern vom Schlage Schwarz-Weiß, Gut-Böse, Nord-Süd handelt es sich um soziopathische Zustände, nicht unähnlich bipolaren psychischen Spannungen. Wer sich in die Gefangenschaft solcher Weltbilder begibt, kann nicht helfen. Er braucht selbst Hilfe.

Längst führen machtvolle Akteure wie China, Indien, Brasilien, Indonesien, Nigeria und andere das ewige Geplappere von der Ausbeutung und Unterdrückung des Südens durch den Norden ad absurdum. Viele Länder im Süden verfügen über natürliche Ressourcen (und die Macht über sie), die jene Europas und Deutschlands weit überragen. Und sie gehen sehr viel rücksichtsloser mit ihrer und damit auch unserer Natur und Umwelt um.

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 29. August 2020

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