Allaa guud, isch wollt Sie jo bloß ä bissl uuze. Mir sin zwar in de Faschdezeit, awwa Lach- un Schmunzlfaschde misse ma nädd.
Der Internationale Frauentag entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und ihre gesellschaftliche Emanzipation. Die Vereinten Nationen erkoren ihn später zum Tag für die Rechte der Frau und für den Weltfrieden. Besonders in Europa und Nordamerika wurde in diesen gut hundert Jahren viel erreicht. Die Prinzipien der Gleichberechtigung und uneingeschränkten wechselseitigen Achtung der Geschlechter sind durchgesetzt, wenn auch im Alltag nach wie vor Lern- und Entwicklungsbedarf besteht. Emanzipation kommt nie zu Ende. Immer wieder müssen wir Menschenwürde und Freiheit festigen und uns neue Ziele setzen. Gut passt, dass dies auch die Woche der Brüderlichkeit ist, die wir längst als Geschwisterlichkeit feiern.
Große Herausforderungen entstehen mit den Einwanderungen, durch die viele Menschen (vor allem Männer) zu uns kommen, deren Einstellungen oft weit entfernt sind von demokratischen Errungenschaften, die wir mühevoll erkämpft haben. Hier gilt es, entschieden Grenzen zu setzen. Kritik an Fehlentwicklungen ist wichtigste Voraussetzung für den Kampf um Emanzipation und den Aufrechten Gang. Politisch-religiöse Glaubenszustände, die sich nicht kritisieren lassen, Kritiker gar bedrohen und angreifen, dürfen sich in Deutschland und Europa nicht einnisten!
Wie die Debatte um übergriffige Männer in alteingesessenen Milieus zeigt, bleibt auch hier viel zu tun. Aber: der öffentliche Pranger (Metoo, Time's Up) mag dazu beitragen, ein verdrängtes Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Als Standardverfahren stellt er jedoch eine Gefahr für demokratische Gemeinwesen dar. Und: Treibjagden gegen Bösewichte können den persönlichen Widerstand gegen Unrecht nicht ersetzen. Keine Emanzipation ohne den Mut, sich unmittelbar gegen Machtmissbrauch zu wehren, auch wenn man sich damit Nachteile verschaffen sollte.
Liebe Leserin, lieber Leser, zum 8. März möchte ich Ihnen einen Gesang für Herzkirschen zueignen, den uns der Poet Eugen Gomringer geschenkt hat: „Alleen: Alleen und Blumen. Blumen: Blumen und Frauen. Alleen: Alleen und Frauen. Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer.“ Genießen Sie ihn!
WOCHENBLATT Mannheim
08. März 2018