Wem gheerschn Du?

Moin liewa Monn, moin liewa Buu,
Isch frooch jo bloß: Wem gheerschn Du?
Un Du, moi schäänes Meedl mit de schääne Schuh:
Isch varroods aa nädd: Wem gheerschn Du?

Un Du, Du Bloomaul, Seggl, Schlabbefligga,
Du Filsbach-, Jungbusch-, Waldhofkicker,
Isch gebb kä Ruh, isch gebb kä Ruh:
Wem gheerschn Du!

De Herrgott froocht misch, soin Lieblings-Marabou:
Wem gheerschn Du?
Un umgekehrt frooch isch Disch drowwe un frooch Disch hunne,
Isch frooch Disch hinne, vorne un gonz dief drunne:
Ach, alder Gott, saach was dazu:
Wem gheerschn Du? Wem gheerschn Du!

Diese Hommage widme ich unserer Monnema Muddaschbrooch und Arnim Töpel, der ‚Wem-gheerschn-Du?’ ein wunderschönes Lied geschrieben hat. Wir beide haben diese Frage nicht erfunden – sie ist Volkseigentum. Aber wir haben sie ins Reich der Poesie getragen.

Wonn isch als klääna Buu wo rumgschdrolscht bin, hawwe Erwachsene nädd gfroocht: „Wie heißt Du denn..., wer bist Du denn..., wo kommst Du denn her?“ Sondern: „Wem gheerschn Du?“ Ein Kind war damals nicht einfach jemand. Es existierte, indem es (zu) jemandem gehörte. Inzwischen liegen viele Befreiungsbewegungen hinter uns, und wir sind alle ganz frei: Kääni gheert Kääm mehr, Kääna gheert Käänare mehr, korz - Kääns gheert Kääm mehr... Sind wir dadurch wirklich frei? Mir scheint: Die ersehnte Freiheit entpuppt sich als neue Form von Unfreiheit; denn Freiheit gelingt nicht als ‚alles-geht’ - als praktizierte Rücksichtslosigkeit. Freiheit ist vielmehr eine anspruchsvolle Form von Verbundenheit und Ordnung. Freiheit ist eine Sozialkompetenz.

Da muss ich an den norwegischen Schriftsteller Henrik Ibsen denken, der gesagt hat: „Haben Sie noch nicht bemerkt, dass jeder Gedanke, wenn man ihn konsequent zu En-de denkt, bei seinem Gegenteil herauskommt?“ Noch klarer Martin Walser: „Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr.“

Schwere politische Zerwürfnisse rühren auch daher, dass wir unangenehme Teile einer Wahrheit an unsere ‚Feinde’ delegieren. Oft erschaffen wir diese ‚Feinde’ erst, indem wir ihnen Aspekte der Wahrheit aufhalsen, die uns selbst nicht in den Kram passen. Es ist leichter, Andersdenkende zu verunglimpfen, als sich selbst den unerfreulichen Seiten einer Wahrheit zu stellen. Ich wünsche uns, dass wir im ökumenischen Lutherjahr die Kraft finden, über diese sehr einfachen, sehr schwierigen Fragen miteinander zu denken und zu sprechen. Ansonsten werden sich die Gräben vertiefen.

Am 25. Januar 2007 erschien die erste Ausgabe von Schwöbels Woche im WOCHEN-BLATT. Titel: „Midm abbene Arm“. Liebe Leserinnen und Leser, ich danke Ihnen herz-lich für zehn Jahre Verbundenheit!

 

WOCHENBLATT Mannheim

26. Januar 2017

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