Das Wir schaffen!
Wonn’s nooch de Sunne-Fundamendalischde gehe deed, misst nachts noch die Sunn schoine. Wie hodd änna gschännt: „Isch schaff ma die gonz Woch de Wolf, zahl Schdeiern wie bleed – un was haww isch devu! Sunndaachs regents! Wonn des nädd uffheerd, geh isch nie mehr wähle! Isch tret aus sämtlische Käärsche aus! Fär was haww isch misch daafe un konfamiere losse un zahl Käärscheschdaia - un donn so ä Wedda! Wonn die Parrer mi’m Petrus nädd mehr zommebringe, känne se ma de Buckl nunna rutsche!“
Uff ämool isses im Auguscht doch noch schää worre. Un wie: S’war 38 Grad schää. So schää – des war nimma schää. De Breitmaul-Wedda-Frosch hodd oowends im Fernseh korz vor de Achde gsacht: „Heute haben wir die 38 Grad-Marke geknackt!“ Wie bitte? Wir? Haben? Die 38 Grad? Marke? Geknackt? Da ist es wieder, dieses ominöse, omnipotente, uferlose, glitschige, sinnfreie Wir. Wir sind Papst. Wir sind Weltmeister. Wir sind Olympia. Wir sind schuld. Wir sind arm. Wir sind reich. Wir sind Pocémon. Wir knicken dies. Wir knacken das.
Was für ein Geschwätz. Was für eine Kommerzialisierung und Verblödung des kost-baren Du im Wir. „Wir“ ist dabei ein nur scheinbar handelndes Subjekt, das nicht nur Europa- und Weltrekorde „knackt“, sondern auch Temperaturen, Regenmengen und vieles, was wir wohl durch unsere Lebensweise beeinflussen, das aber außer Reichweite unseres willentlichen Handelns liegt.
Gerade Demokratien brauchen ein Wir – viele tragende Wirs: Wir Weltbürger. Wir Europäer. Wir Kinder der Aufklärung. Wir Deutsche. Wir Kurpfälzer. Wir Mannheimer. Ja, auch das nationale Wir der Deutschen existiert noch und hat seine Berechtigung.
Demokratische Wirs können nicht verordnet werden. Wir müssen sie schaffen - jeden Tag. Die Teilhaber an diesen Wirs müssen miteinander streiten können, ohne sich gegenseitig auszugrenzen. Wer leichtfertig ausgrenzt, schadet der Demokratie und der deutschen und der europäischen Nation. Wir haben uns in den letzten zwölf Mo-naten ent-wir-t. Die daraus entstehenden Gefahren sind so groß wie die durch den Migrationsdruck.
Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit
Fluchtkulturen
Dem Meer an der Küste gleich
Das Buch von Susanna Martinez und Hans-Peter Schwöbel:
Dem Meer an der Küste gleich
Das Buch von Susanna Martinez.
Mehr erfahren...