Verunsichert...

Zu den Schwächen, mit denen mich der Herr straft und segnet, gehört: bestimmte Wörter erzeugen krasse Bilder in mir. Etwas rüttelt und schüttelt, was manch Ande-rem zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder hinausgeht, weil dazwischen keine Reuse weht, in der das Wort hängen bleiben könnte.

So ein Quälgeist ist das Wort „verunsichert“. Noch vor wenigen Jahren hat es das Wort nicht gegeben. Man hat vielleicht von einem gesagt, er sei unsicher. Zum Bei-spiel, ob er sich gut auf eine Prüfung vorbereitet hat. Odda weila weeß, Monnema-risch als Hochdaitsch is heeß. Sogar de Seppl Herberger war als uusischa wege soim Waldhof-Hochdaitsch.

Oder einer war unsicher, wie er sich seiner Angebeteten offenbaren soll. Seit der große Mannheimer Liebhaber Dietmar seiner Luzi in Kiel erfolgreich seine Liebe ge-stand, haben wir Kurpfälzer aber auch diese Unsicherheit überwunden und nehmen es mit jedem Latin Lover auf, wenn’s drum geht, zu schmachten: „Luzi, isch liebe Disch uunwahrscheinlisch! Isch lieb Disch uuwahrschoinlisch“ Wonn Se nimma wis-se, wie’s geht, gugge Se mol widda äm Rosa von Praunheim soin Film: „Die Bett-wurst.“ Do hodd de Rosa Monnema Männa ä Denkmol gsetzt...

Awwa, de Daifl is ä Eischhärnsche! Kaum hamma uns sischa gfiehlt, droppst uns ä Wort ins Härrn, wie än weescha Kees: „ver-unsichert“. Jetz kummt moi Bild: bei ‚ver-unsichert’ seh isch ä Männl vor ma zwische erschda Trotzphase un dridda Pubertät (ab Midde fuffzisch...). Der Kerl steht do in korze Hosse, die Rotznas laaft – alle zwee Bahne gleischzeidisch. Frieha hodd ma än Rotznase-Tsunami mit dem Glimpfwort ‚Lischtlin’ verbrämt. Kä Wunna, des Wort Rotznase-Tsumani hodd’s noch nädd gewwe. Des habb isch widda erfinne misse. „De Klää hodd zwee schääne Lischtlin“, hodd die Donde gligglisch gsacht un dem Klää än Schmatza uffs sieße Göschl gewwe.

So long bloß die Nas laaft, is noch alles Rotscha. Awwa uff ämol is de Buu „verunsi-chert’“ obba sisch vorne odda liewa hinne in die Hosse mache soll. Als Kurpälza fin-da schnell än Kompromiss: sowohl-als-auch. Jetz kännt ma määne, er wär nimma verunsichert. S’is jo alles geloffe. Peifedeggl! Er is weida „verunsichert“. Verunsichert is schlimma wie unversichert. Uusischa konn än Mensch vun sisch aus soi. Er ist noch Subjekt seiner Unsicherheit. Ver-unsichert wird er aber von außen, zum Bei-spiel von der Politik und den Medien. Er ist Objekt der Verunsicherung. Er wird infan-tilisiert...

Man darf den Bürger, den User und den Wähler, den Schopper, kleinen Mann und Erbsenzähler nicht verunsichern. Verunsichert könnten sie anfangen zu denken - un so weit wolle mas nädd kumme losse...

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