Das Verstehen befreien!

„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei... ...Ich denke, was ich will, und was mich beglücket, doch alles in der Still, und wie es sich schicket...

Mein Wunsch und Begehren kann niemand ver-wehren, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei...“

Um 1780 wurde der Text erstmals auf Flugblättern veröffentlicht. Zwischen 1810 und 1820 entstand die Melodie dazu; 1842 wurde das Lied in ‚Schlesische Volkslieder’ von Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter veröffentlicht. Hoffmann von Fal-lersleben war eigentlich ein Freiheitsdichter. Das gilt auch für: „Deutschland, Deutschland über alles...“ (Hierzu demnächst mehr)

„Die Gedanken sind frei!“ gehört zu den deutschen Arbeiter- und Aufklärungsbewe-gungen und wird heute noch gehört und gesungen. Ich aber kann den Text nie ohne Unbehagen hören. Darf man die Frage verdrängen: Wie frei sind Gedanken und Ge-fühle, die nur im Stillen gedacht und heimlich empfunden werden können? Denken, Verstehen und Empfinden, die nicht zu Wort kommen dürfen, sind Kinder der Unfrei-heit. Das Lied ‚Die Gedanken sind frei...’ könnte als Hommage ans Ducken und Weg-Schauen verstanden werden. Wobei wir mit unseren Vorfahren gnädiger umgehen sollten als mit uns selbst. Wir riskieren bislang ‚nur’, ausgegrenzt zu werden. Wie lange noch?

Wer kritisch das Wort erhebt, schafft sich leicht zwei Feinde: Die, an die sein Wort sich richtet - obwohl es ihnen dienen möchte; denn: Kritik ist ein Geschenk! Und je-ne, die ihm heimlich zustimmen, ihm aber seine Courage neiden. Freiheit bewährt sich als Freiheit des klar gesprochenen und geschriebenen Wortes. Ich wende mich gegen alle, die Anders-Wahrnehmende, Anders-Empfindende, Anders-Denkende und Anders-Verstehende ausgrenzen.

Unter den Schadstoffen, die Freiheit vergiften, ist Zensur durch alltägliche Ausgren-zung einer der giftigsten. Angst und Herrschsucht blockieren nicht nur Anders-Denken, sondern bereits Anders-Wahrnehmen und freies Verstehen. Der Zensor selbst ist sein erstes Opfer. Deshalb hasst er die Anders-Verstehenden. Die gegen-wärtigen geistigen Erstarrungen und Konfrontationen in Europa sind Folge von Denkverboten durch jene, die sich wie selbstverständlich auf der ‚richtigen’ Seite des Verstehens wähnen.

Dem Kantischen Aufklärungs-Gebot muss unter den Bedingungen der Globalisierung neu Geltung verschafft werden: „...sich seines eigenen Verstandes bedienen.“ Die Aufgabe wäre keine geringere, wenn das Referendum in Groß-Britannien anders ausgegangen wäre.

Schwöbels Woche

WOCHENBLATT Mannheim

30. Juni 2016

 

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