Wonn’s sunsch niemond sacht, muss isch’s halt saache. Wie’s Schreiwe: Nädd schreiwe losse un nädd abschreiwe. Selwa schreiwe! Nädd Texte klaue un mitn rumdokdan - de Dokda selwa mache! So mach isch’s, wo aus arg klääne Vahältnisse kumm. Jetz feia isch zwee klääne Jubiläe: 1. Des is die 275. Kolumne Schwöbels Woche. 2. Im Mai 2001, also vor genau 15 Johr, haww isch vor’m Monnema Gemeinde-Rat un vor versommelde Kinschtla gsacht, wie isch mir, wie mir Monnema uns, des Mahnmal fär unsa Judde vorschdelle, wo vun de Nazis umgebrocht worre sin. Rauskumme is de Glas-Kubus vor P2.
Des haww isch 2001 gschriwwe un vorgedraache: „Ich wünsche mir ein Mahnmal, das uns hilft, der Toten zu gedenken. Vor allem aber soll es uns daran erinnern, daß diese Menschen einmal in Mannheim gelebt haben und dass ihr Leben weiter wirkt bis zum heutigen Tag und in die Zukunft. Ich wünsche mir das Mahnmal als ein Tor durch das die vertriebenen und getöteten Mannheimer Juden heimkehren können in ihre und unsere Stadt, um Wohnung zu nehmen in unseren Herzen und unserer Erinnerung - ein Tor, an dem wir sie als unsere Ehrenbürger willkommen heißen können.
Genau deshalb muß das Mahnmal im Zentrum Mannheims stehen und deshalb müssen die Namen der Getöteten genannt werden; denn sie stehen ja nicht nur für Tote sondern für jene lebendigen Menschen, die diese einmal waren und die Mannheim so viel gegeben haben. Ihre Namen sollten von jedermann gelesen werden können und möglichst auch an einem Tag im Jahr laut verkündet werden, damit sie wieder münden in den Fluss der Wörter und Klänge, der diese Stadt durchzieht und dazu beiträgt, dass sie nicht nur Wohnort ist, sondern Heimat.
Wir dürfen niemals die schwarze Wolke Auschwitz vergessen. Aber wir dürfen auch nicht zulassen, daß diese Wolke das Leuchten der jüdischen Kultur in diesem Land während der letzten 1800 Jahre verdunkelt. Wir gedenken unserer jüdischen Landsleute mit Achtung, Dankbarkeit, Stolz und Liebe. Keine zweite Gruppe hat je auf der Basis einer so kleinen Zahl in allen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen so eindrucksvolle Beiträge zum Gemeinwesen geleistet: wirtschaftlich, politisch, sozial, religiös, moralisch, pädagogisch, in den Künsten, in Vereinigungen und bürgerschaftlichen Unternehmungen etc. Dies zu gestalten halte ich für die wichtigste Aufgabe des Mahnmals.“ (Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel, Mai 2001)
De Kubus vor P2 om Paradeplatz zeigt, was mia Monnema uns winsche: Klarheit, Licht und Namen: Leben = Chaim. Nädd om Rond, midde drin - im Leewe. Wie beim Stadtfescht. Mir sin stolz uff unsa Judde un känne aa ä bissl stolz soi uff uns.
Schwöbels Woche
WOCHENBLATT Mannheim
o2. Juni 2016