Irrsale und Wirrsale

 

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Irrsale und Wirrsale
Foto: Hans-Peter Schwöbel

Bezug: #mahlzeit. Eine literarische Kolumne von Stefan M. Dettlinger: Extremistinnen der Meinung. MANNHEIMER MORGEN, KULTUR, Freitag, 09. Juli 2021.

Da ich Herrn Dettlingers Spalte aus rechtlichen Gründen nicht komplett incl. Foto wiedergeben kann, muss ich Sie auf die Quelle (oben) und auf diesen Link verweisen:

Hier gehts zum Artikel des Mannheimer Morgen


Sehr verehrter Herr Stefan M. Dettlinger

herzlichen Dank für Ihre kostbare Aufmerksamkeit, die Sie mir und meinem Podcast geschenkt haben. Das schafft uns Gelegenheit, einander ein wenig kennenzulernen.


Lassen Sie mich gleich mit der Tür ins Haus fallen. Ich interessiere mich brennend für die Bedeutung von Vornamen. Stefan – das weiß jeder. Aber was hat es mit dem M. auf sich? Lassen Sie mich raten! Steht M. vielleicht für Mandarin? Zur Zeit Ihrer Namensgebung wurde Simone de Beauvoir noch gelesen. „Nein,“ sagt Labradora, „Mandarin ist zu klein für Dettlinger. Wir müssen größer denken! Ich tippe auf Mephisto!“ Und schon streiten sie wieder, meine beiden Freundinnen, Ohra et Labradora.

Bei den Kultur-Debatten meiner Lieben spielt auch das mutmaßliche Selfie über Ihrer Spalte eine Rolle. Ohra hört nicht mehr so gut. Aber ihre Augen sind scharf und ihr Geist ist klar wie eh und je. So knurrt sie regelmäßig, wenn sie Ihr Selfie sieht: „Irre, wie der guckt! Der sieht ja aus wie ein ...“

Verehrter Herr Dettlinger, Sie sollten erleben, wie Labradora und ich Ohra zurechtstutzen und ihr die Funktion des Faustischen Blicks in der Hochkultur klarmachen. Vermutlich gehört bei einer so bedeutenden Zeitung wie dem MM Faustisch Gucken (FG) zur Stellenbeschreibung „Resort-Leiter Kultur“. Ohra lässt jetzt die Löffel hängen. Bis zum nächsten Mal hat sie’s vergessen und fängt wieder an zu maulen. Sie ist halt ein Weibchen. Wie Sie in Ihrer Hommage an mich feststellen, können die nicht anders. Habe ich Sie da richtig verstanden?

Tolle als Diagonale zwischen Genie und Wahnsinn                                                          

Labradora und ich sehen Ihr Selfie ganz anders. Faust pur, wie Ihre Strähne genau in die Diagonale zwischen Genie und Wahnsinn fällt. Nur: inhaltlich - na, wie soll ich es Ihnen schonend beibringen - ist fast alles falsch, was Sie schreiben. Vulgo: Quark. Wortgeklappere. Mit der Wahrheit haben Sie‘s nicht so. Kein Wunder bei einem für den es Wahrheit nur gibt, indem es sie nicht gibt. Erkenntnistheorie vom Hören-Sagen. Populistische Schwundstufen von Konstruktivismus, von Dekonstruktivismus. Oder so. Daran sind Ohra et Labradora und ich aber bei Ihnen längst gewöhnt.

Dennoch schüttelt Ohra gleich wieder den Kopf und schlackert mit ihren langen Ohren, dass es knallt wie beim Goaßlschnalzen. Außerdem wittert Sie mit ihrer feinen Nase Anti-Feminismus in Ihrer Spalte und Rassismus. Das Meiste erscheint ihr einfach nur dumm.

Für Labradora und mich dagegen gilt: Allein Ihr wackeres Bemühen zählt. Schließlich ist Ihre Spalte keine Doktorarbeit und kein Sachbuch.

Irrsale und Wirrsale

Ich komme von der Soziologie, wie Sie verblüffend richtig mitteilen. Ebenso von Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Politologie, Sozialpsychologie und Pädagogik. Vor allem komme ich von der Gestalt-Theorie. Wenn ich die GESTALT Ihrer Spalte auf den Begriff bringen sollte, fiele mir das gute alte hebräische Wort ein: Tohuwabohu = Irrsale und Wirrsale (Übersetzung Martin Buber). Das mag der Grund sein, warum Igor Levit Ihnen Ihre Wortgaukeleien nicht durchgehen lassen wollte. Im Anfang von Herrn Levits kulturellem Grund-Buch (und auch meinem) herrscht Tohuwabohu: Leere. Wüste. Wie also sollten wir die Gestalt Ihrer Spalte nicht erkennen?

Ohra et Labradora sträubten sich die Nackenhaare, als sie Ihr öffentliches Flehen um Verzeihung lesen mussten. Auch mir zog Scham über die Haut. „Momentan kann ich leider nicht mehr tun als auf Ihren Glauben zu hoffen und mit Reue zu sagen: Ich bitte um Verzeihung.“ (Stefan M. Dettlinger, Fränkische Nachrichten, 12.8.2020)

Labradora, müssen Sie wissen, neigt zu Pathos. „Dettlinger im eignen Sumpf versinken sehen und nicht helfen können - das war für mich der größte Schmerz!“ schneufelte sie. Das wirkte befreiend. Ohra und ich mussten lachen, bis uns die Zwerchfelle brachen.

Als notorischer Poser imponieren Sie gerne mit Namedropping: Sokrates. Sokrates. Und wieder müssen wir Sie bitter enttäuschen. Ihr Geistesvetter ist nicht Sokrates, sondern Herr Dr. Schönferber. Sie finden ihn unter „Monaco Franze – der ewige Stenz“. Vorsicht: Monaco Franze ist hohe Literatur – also eher nicht Ihr Metier. Aber probieren Sie’s mal.

Sehr verehrter Herr Resort-Leiter der Wellness-Oase „Kultur“, Labradora und ich sind und bleiben Ihre Fans. Vergeben Sie Ohra ihren Unglauben. Wir schauen uns seit geraumer Zeit beim MM fast nur noch Ihre Spalte an und das Geistliche Wort. Zugegeben, in beiden Fällen ist es ein fast morbides Interesse, wie weiland bei manchen Jahrmarktbesuchern auf der Suche nach dem Abstrusen in der Welt! So dunkelt uns in Ihrer aktuellen Spalte (16.07.2021) die Wortschöpfung entgegen: „...Der Papst und seine Mischpoke...“. Auf diese Mischung wären wir nicht gekommen.

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 17. Juli 2021

Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit

Buchvorstellung

Bibliografie von Hans-Peter Schwöbel
Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit
Essays und Plädoyers 1
2. Auflage. Borgentreich 2021. 160 Seiten, gebunden, Fotos, Lesebändchen. 25,- €

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Fluchtkulturen

Buchvorstellung

Fluchtkulturen
Essays und Plädoyers 2
2. Auflage. Borgentreich 2021. 160 Seiten,
gebunden, Fotos, Lesebändchen. 25,00 €

 

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