Susanna Schwöbel-Martinez wird 75 – eine Hommage

 

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Susanna Schwöbel-Martinez mit ihrer ehemaligen Schülerin Jutta Creutzburg, geb. Benedum. Foto: HPS. September 2020 in Mannheim.

Jeder Mensch ist eine Kreuzung. Ismaels und Hildes Wege kreuzen sich im Frühsommer 1945. Er kommt aus dem regengrünen Puerto Rico und dem Azur der Karibik. Sie kommt als junge Witwe aus dem „Tausendjährigen Reich“ und lebt im kriegs-grauen Mannheim. Gebrochene Herzen. Geborstene Häuser. Sie lieben sich an einem Weiher. Am 15. März 1946 kommt Gertrud zur Welt. Später wird sie sich Susanna nennen, nach dem zweiten Vornamen ihrer Großmutter.


Erst Wut, Scham und Angst bei Hildes Eltern, Familie und Nachbarn. Ein Kind vom Feind: Ami-Bankert! Dann wächst Stolz und Freude an diesem reizenden Kind. Gertrud erwidert die Liebe ihrer Großeltern innig.

Sie will nie Spielzeug. Bekommt sie welches, spielt sie nicht damit. Von klein auf ‚spielt’ sie Arbeiten. In der Küche ‚spielt’ die kleine Gertrud Kochen. Unter den Fittichen ihrer Oma beginnt sie mit fünf Jahren damit - als wir uns mit sechzehn Jahren kennenlernen, ist sie schon eine Meisterin der Küche. Gerne setzt sie sich an Opas Schreibtisch, kritzelt mit Stiften auf Blättern herum und räumt sie nach getaner Arbeit auf. Ordnung begeistert sie früh. Erstes Tasten ihres Ordnungssinns und Organisationstalentes, wovon ich mein Leben lang profitiere. Auch Freunde beliefert sie regelmäßig mit Informationen, die sie sammelt und ordnet, weil sie ihre Interessen kennt. Sie kann nichts lesen, ohne den Gedanken im Hinterkopf, wer diese Informationen noch brauchen könnte.

Als Lehrerin unterrichtet sie viele Jahre an der Friedrich-Ebert-Schule (Waldhof Ost) und der Waldschule in der Gartenstadt. Zwischendurch auch zwei Jahre an der Internationalen Amerikanischen Schule in Mogadischu/Somalia. Darüber hinaus ist sie in der Lehrerbildung engagiert und publiziert in pädagogischen Fachbüchern. Der wichtigste Mehrwert, den sie in ihrem Leben schafft: Sie führt Kinder aus Familien und Milieus heraus, die ihnen schlechte Lebensperspektiven bieten. Sie teilt die Illusion nicht, man müsse Kinder nur wachsen lassen, dann wird alles gut. Ihr Credo: Kinder brauchen einen starken Arm, an dem sie sich aufrichten können zur Selbstständigkeit und zum Aufrechten Gang. Auch ihren Lehrerstudentinnen bringt sie die Einsicht nahe und lebt sie vor, dass wichtigster pädagogischer Grund eine starke Lehrerpersönlichkeit ist.

Schüler und Schülerinnen, die vor Jahren die Schule verlassen haben, verehren sie heute noch. Einer sagt zum Beispiel seiner Familie und seinen Freunden, bezogen auf Susanna: „Sie hat mich gerettet.“ Er kam faul, frech und verlottert aus der übermutternden Obhut von Grundschullehrerinnen zu ihr. Die Eltern hatten den Rektor gebeten, ihren Buben zu einem Lehrer zu geben, mit ihm würde eine Frau nicht fertig. Der Rektor sagte, „...wenn’s ein starker Mann sein soll, ist Frau Schwöbel genau die Richtige...“

Susanna hat die Kraft und den Mut, ihren Kindern als Widerstand zu dienen, an dem sie wachsen können. Ich profitiere für meine Arbeit in Somalia (1973 bis 1975), Gambia (1980) und später an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung in Mannheim (1980 bis 2010) sowie als Schriftsteller und Künstler sehr von ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrer Kreativität. Susanna Martinez inspiriert mich, hilft mir denken und arbeiten, hält für uns die Augen offen. Sie schreibt aphoristische Gedichte. Unser Dialog währt nun schon fast sechzig Jahre.

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 13. März 2021

Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit

Buchvorstellung

Bibliografie von Hans-Peter Schwöbel
Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit
Essays und Plädoyers 1
2. Auflage. Borgentreich 2021. 160 Seiten, gebunden, Fotos, Lesebändchen. 25,- €

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Fluchtkulturen

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Fluchtkulturen
Essays und Plädoyers 2
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