Menstruationsbeauftragte?

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„Denkbar wäre etwa, eine Menstruationsbeauftragte ins Familien- und Gesundheitsministerium zu integrieren.“


Menstruationsbeauftragte beim Familienministerium? Warum nicht beim Kanzleramt oder als High Commissioner bei den Vereinten Nationen? Obigen Satz habe ich nicht einem feministischen Tweet entnommen, sondern der weiland bedeutenden Süddeutschen Zeitung vom 15. Juli 2020. In einem langen Interview teilen die „Journalistin“ Violetta Simon und die „Wissenschaftlerin“ Luise F. Pusch die brennende Sorge, dass Menstruationshygiene noch immer nicht so selbstverständlich sei wie Zahnhygiene. Frau Pusch reagiert auf diesen markerschütternden Zustand mit obigem Vorschlag. Sie „gilt als eine der Begründerinnen der feministischen Linguistik in Deutschland.“

Mich stört das Paternalistische an dieser Idee und die Unverfrorenheit, mit der nach Steuermitteln gegriffen werden soll. Ein Bewusstseins-Problem (wenn es denn eines ist) soll durch die Einrichtung eines politisch-administrativen Amtes gelöst werden. Wahrscheinlich wäre, dass die Menstruationsbeauftragte das „Problem“ eher am Köcheln halten würde, als es zu lösen - und sich damit überflüssig zu machen. So ließen sich sicher Töpfe für "Forschung" und "Lehre" - in Wahrheit Indoktrination und Propaganda - zu diesem Thema anzapfen. Was sich als Solidarität mit „Benachteiligten“ geriert, ist in Wahrheit schiere Vorteilsnahme. Paternalismus, Opportunismus und Konformismus sind kennzeichnend für dominierende Strömungen in linken Milieus, die unsere demokratischen und wissenschaftlichen Traditionen zu ersticken drohen.

Meine Frau hat als Lehrerin von Haupt- und Realschulklassen (auf unsere Kosten) schon vor vierzig Jahren in ihren Klassenzimmern in einem Schrank Binden und Tampons bereitgehalten, an denen sich die Mädchen ganz selbstverständlich bedienen konnten. Dazu brauchte sie keine Menstruationsbeauftragte und keinen Lehrplan. Und: Ihr gelang, bei den Buben den Ehrgeiz zu entfachen, sich auch bei diesem Thema als vernünftige, ritterliche junge Männer zu verhalten und nicht wie Rotzbuben. Achtung zwischen Buben und Mädchen, zwischen Schülern und ihrer Lehrerin war die Grundlage für alles Andere. Achtung auch gegenüber Putzfrauen. Eine besondere Anerkennung für meine Frau war, dass die Putzfrauen immer sagten: „Das Klassenzimmer von Frau Schwöbel kennen wir unter allen anderen heraus. Es gibt kein Zimmer, das uns nach dem Unterricht in so gutem Zustand überlassen wird!“ Dies hat den Frauen mehr genützt und gutgetan als ihre Umbenennung in „Reinigungskräfte“. Zur Weiterentwicklung von Demokratie, Rechtsstaat, Aufklärung und Emanzipation brauchen wir kein Wachstum an Ämtern und Quoten und keine Sprachdiktate, sondern starke Frauen und Männer, die Achtung und Aufrechten Gang vorleben.

Ich habe mein Leben mit Wissenschaft und Wissenschaftstheorie verbracht, gelehrt und publiziert. „Feministische Linguistik“ klingt für mich wie katholische oder evangelische Physik. Dabei sind mir die Unterschiede zwischen Natur- und Kulturwissenschaften sehr bewusst. Gerade weil Kulturwissenschaften stärker noch als Naturwissenschaften durch ideologisierenden Missbrauch bedroht sind, brauchen sie besonderen geistigen Schutz. „Feministische Linguistik“ ist keine Wissenschaft, sondern teuer bezahlter Quark, wie es auch eine eventuelle „maskulinistische Linguistik“ wäre.

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 01. August 2020

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