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Neben meinen kritisch-analytischen Beiträgen möchte ich immer wieder auch meine Poesie zu Wort kommen lassen. Diesmal aus besonderem Anlass. Im Mai 1945, also vor genau 75 Jahren, kam mit der amerikanischen Armee ein junger Puerto Ricaner nach Mannheim: Ismael Martinez. In Neckarau lernte er die junge Kriegerwitwe Hilde kennen- und lieben. Ihr gemeinsames Kind, Susanna, wurde später meine Frau. Puerto Rico ist uns beiden zweite Heimat: Ismael, seine große Familie und karibische Licht-Erlebnisse. Hilde starb 2015. Ismael erlebte vor wenigen Tagen in Puerto Rico bei klarem Geiste seinen 97. Geburtstag.
Puertoricanische Licht-Impressionen
Hans-Peter Schwöbel
Für Hilde und Ismael
Der grüne Ozean
treibt endlos Lämmerherden
ans Ocker-Ufer.
Mit feinen Säulen
aus Sonnenlicht stützen sich
Wolken schwarz aufs Meer.
Die Sonne ordnet
das Meer: rechts blauschwarz, purpur,
violett, steinblau
Links türkisch-gläsern,
durchsichtig bis zum Grunde,
Schmuck an Frauenhand.
In der Mitte, da
die See am höchsten sich wölbt,
erlöst die Sonne
von den Fesseln der
Schwerkraft: Legionen Möwen
steigen auf in die
schmale Schlucht zwischen
Sonne und Meer-Gebirge,
fliegen fort, bleiben.
Hans-Peter Schwöbel: Zeit Ernten. Haiku, Tanka und ein Essay. Natur- und Reisepoesie. Irland, Israel, Puerto Rico, Kurpfalz. Seite 45. FEUERBAUM-VERLAG. Mannheim 1995.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 30. Mai 2020
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