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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 05. Mai 2020, Seite 4. Kommentar von Constanze von Bullion:

„Jede Schulklasse und jede Partei braucht hin und wieder mal jemanden, der stört. Unbotmäßige Zwischenrufer sind nicht immer nur Nervensägen, sie treiben auch wichtige Debatten an. Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer betrachtet sich als einen solchen Antreiber, genauer gesagt: als Austreiber. Er will seiner Partei das Moralisieren austreiben. Allerdings ist der Thilo Sarrazin der Grünen für seinen Laden inzwischen ein verzichtbarer Narziss.

Dabei versteht es Palmer trefflich, die Grünen aus gewohnten Gedankenbahnen zu reißen. Mal motzt er über ordnungswidriges Radfahren mit dunkler Haut, mal über zu viele Nichtweiße in der Werbung. Rassismus? I wo, beteuert Palmer jedes Mal. Jüngst sagte er, dass in der Corona-Krise wohl alte Menschen gerettet würden, die ohnehin bald sterben würden. Ein Missverständnis? Keineswegs.

Der Endvierziger, einst zum Nachwuchstalent hochgejazzt, hat es nie in die erste Parteireihe geschafft. Jetzt revanchiert Palmer sich durch bräunliches Altherrenressentiment. Nein, zu den Grünen passt der Mann nicht mehr. Ein Parteiausschlussverfahren mit ungewissem Ausgang aber würde diesem Selbstdarsteller nur monatelange Aufmerksamkeit schenken. Absetzen, kaltstellen, ignorieren, das reicht. Alles andere ist Zeitverschwendung.“

Den störrischen Querdenker Boris Palmer mit dem Wort „bräunliche Altersressentiments“ zu beschmieren, ist unanständig. Frau von Bullion will Palmer offenkundig demütigen und der Verachtung der „Guten“ ausliefern. Macht-Rausch.

Palmer erhält inzwischen massenhaft Morddrohungen. Könnte es sein, dass von der unterschwelligen Nähe zwischen Frau von Bullions „kaltstellen“ und „kaltmachen“ für anfällige Personen Motivationsimpulse ausgehen? Und bedeutet „kaltstellen“ nicht im physischen, so doch im machtpolitsch-medialen Sinne nicht tatsächlich „kaltmachen“? Die SÜDDEUTSCHE als führende Mitläuferin in einer Korona geistiger Brandstifter?

Am 6. Mai habe ich Frau von Bullion und der SZ-Redaktion folgende Mail geschickt:

Sehr geehrte Frau von Bullion,
sehr geehrte Redaktion,

wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass die weiland große liberale SÜDDEUTSCHE ZEITUNG seit Jahren zu einem stalinoiden Kampfblatt verkommt – Sie hätten ihn mit Ihrem Beitrag Boris Palmer „Kaltstellen, das reicht“ erbracht.

Konsequent, wie alle, die zur Jagd auf Leute wie Sarrazin, Palmer und viele andere blasen, lassen Sie wichtige Teile seiner Aussagen weg, um sich umso wohlfeiler an seinen zielstrebig verkürzten Äußerungen hochziehen zu können.

Merke: Die halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge.

Sie nennen Boris Palmer einen Narziss. Dazu sage ich: Psychologisierende Ferndiagnosen sind vor allem eines: Angeberei. Ohne jede Erklärungskraft. Über die Persönlichkeit Boris Palmers erfährt man dadurch gar nichts, über die Ihre umso mehr.

„Absetzen, kaltstellen, ignorieren, das reicht. Alles andere ist Zeitverschwendung.“ Heißt das: Kurzen Prozess machen? Was meinen Sie mit „Absetzen...“? Palmer hat kein Amt bei den Grünen und als Tübinger Oberbürgermeister ist er von den Bürgern seiner Stadt gewählt. Sollte er dennoch von den Grünen abgesetzt werden? Oder von Ihnen? Oder soll er einfach an die Wand gestellt werden - kommunikativ? Was Sie von sich geben, ist kein Journalismus. Es ist Scharfrichtertum. Sie rufen unverhohlen zu politisch-medialer Lynchjustiz auf. Eine solche „Zeitung“ will ich nicht mehr im Hause haben. Mit gesondertem Schreiben geht meine Kündigung des Jahrzehnte währenden Abonnements an die SZ.


Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 09. Mai 2020

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