Lese-Empfehlungen III

Suona – ein schönes Wort. Ist es Finnisch? Japanisch? Chinesisch? Oder doch aus einer viel näheren, viel ferneren Sprache?

Kurt Guss und Eckart Koellreutter: Suona – zwei Kriegskinder sprechen über Schuld und Versöhnung. Heureka! Verlag der Ostwestfalen-Akademie. Borgentreich 2019.

Kurt Guss und Eckart Koellreutter, zwei Psychologen, gehen das Wagnis ein, sich in einem offenen Dialog den Fragen nach der Verstrickung ihrer Väter und Großväter in die Verbrechen NS-Deutschlands zu stellen. Und was das mit ihnen macht.

Wem Lesen dialogisches Denken ist, wird viel gewinnen bei der Lektüre dieses Buches.

Dies gilt auch für folgende Bücher:

Alexander Kogan (Hg.): Esterka Margolis. Eine Überlebende der Shoa.
Heureka! Verlag der Ostwestfalen-Akademie. Borgentreich 2018.

Ella Dor-On: Esterka – The Number on Grandmother’s Arm. Heureka! Verlag der Ostwestfalen-Akademie. Borgentreich 2019.

"Wir sind die Letzten. Fragt uns aus. Wir sind zuständig." So lauten Anfang und Schluss des bekannten Gedichtes von Hans Sahl aus dem Jahre 1973. Das war früh gesagt; denn auch danach lebten noch lange Opfer und Täter. Und Widersteher. Gerade die sollten wir nicht vergessen. Auch wenn es vielleicht nicht viele waren. Was wissen wir wirklich über sie? Wären wir mehr gewesen? Mutiger? Standhafter?

 

Letzte unmittelbare Opfer der Schoa sterben in diesen Tagen. Und Täter. Aber auch sie sind nicht wirklich die Letzten; denn die Traumata der Opfer und der Täter lasten schwer auf Kindern, Enkeln, Urenkeln. Ganz aufhören wird das nie. Wie auch die Traumata des Dreißigjährigen Krieges, der Weltkriege und der gewalttätigen Revolutionen noch heute wirken. Die Gegenwart der Vergangenheit dauert an. Immer. Nachhaltig.

Wir Deutsche haben uns geschworen, aus der Geschichte zu lernen. Eine der wichtigsten Lehren wird zur Zeit wieder einmal verdrängt und verweigert: dass gewöhnliche Kriminelle (böse Menschen...) beim Zustandekommen großer Menschheitsverbrechen eine geringe Rolle spielen. Hauptakteure epochaler Umnachtungen sind Leute, die sich ganz selbstverständlich auf der guten, der richtigen Seite wähnen. In diesem Geiste sind Massen mit Hurra und Gebrüll in den Ersten Weltkrieg gezogen und haben wenige Jahre später Millionen „Heil!“ geschrien. Prototyp dieser Selbstüberhebung in der Moderne sind die Jakobiner, die in ihrer Herrschsucht die hehren Ziele der französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verrieten und zerstörten.

Voraussetzung für solche Prozesse ist die Durchsetzung eines scharfen Gut-Böse-Gegensatzes, der einen zu zwingen scheint, sich auf die Seite eines scheinbar vom „Zeitgeist“ - in Wahrheit von den Mächtigen und ihren Mitläufern - definierten Guten zu schlagen. Dabei dürfen Mitläufer sich heute gerne selbst „Haltung“ bescheinigen, auch wenn sie Schaf unter Schafen sind. Diese Guten sind Menetekel, nicht Hoffnung.

Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 14. Dezember 2019.

Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit

Buchvorstellung

Bibliografie von Hans-Peter Schwöbel
Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit
Essays und Plädoyers 1
2. Auflage. Borgentreich 2021. 160 Seiten, gebunden, Fotos, Lesebändchen. 25,- €

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Fluchtkulturen

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